Freitag, 5. Mai 2017

Die Uhren in der St. Wolfgangskirche von Glashütte Teil 1





Vor der Sanierung der Glashütter St. Wolfgangskirche bekamen wir im Frühjahr 2008 einmal Gelegenheit, die Uhren der Kirche sowie die alten Läutemaschinen anzusehen.




Wir hatten uns nachmittags mit Herrn Rahm vor der Glashütter Kirche verabredet. Im Artikel Richard Langes ist auf die alte Kirchturmuhr verwiesen, an der Adolf Lange zuerst ein langes Pendel einbauen ließ, um ihre Genauigkeit zu verbessern. Das wollten wir uns vor Ort ansehen.
Herr Rahm empfing uns vor dem Eingang und führte uns auf die Empore.

Die schmiedeeiserne Uhr

In der Glashütter Kirche war bis 1936 eine schmiedeeiserne Uhr eingebaut. Sie stammte ursprünglich aus Johnsbach und wurde gebraucht gekauft. Zuvor war in Glashütte ebenfalls eine schmiedeeiserne Uhr eingebaut, die jedoch nur die Zeit durch Glockenschläge mitteilte.
Die „neue“ gebrauchte Uhr erhielt um 1840 ein hölzernes Zifferblatt und wurde später durch den Ratsuhrmacher Louis Müller mit einer Hakenhemmung versehen. Das war damals eine gängige Maßnahme, um die Gangleistungen der alten Werke, die meist Spindelhemmungen hatten, zu verbessern. In der Glashütter Uhr wurde jedoch ein kleineres Hemmrad verbaut. Grund dafür war die Idee Adolf Langes, die Ganggenauigkeit durch ein besonders langes und schweres Pendel weiter zu verbessern. Lange war ja auch von 1848-66 Bürgermeister von Glashütte. So regte er an, für diese Uhr ein 2,5-Sekunden-Pendel anzufertigen, welches dann über 6m lang war.






Uhrwerk, Pendel und hölzernes Zifferblatt sind noch heute erhalten. Herr Rahm brachte die Pendelstange auf die Empore.
Sie bestand aus einem ca. 5cm starken Rundholzstab mit gehobelter Oberfläche. Leider war der Stab mittig durchtrennt und gegenwärtig mit zwei Laschen notdürftig verbunden worden. Er war schwarz lackiert (was hier aber noch die Originalfarbe gewesen sein könnte) und hatte an den Enden stark angerostete und grau überstrichene Eisenbeschläge, die durch seitliche Holzschrauben mit dem Stab verbunden waren. Der obere war ein massiver doppelter Haken mit runder Fassung, im unteren lief der Stab in einem rechteckigen Querschnitt aus. Auf der am Ende angebrachten Gewindespindel befand sich die breite, flache Stellmutter.




















Nun stiegen wir mit Herrn Rahm die enge Wendeltreppe zum Turm hinauf.
Die Pendellinse befand sich getrennt von der Pendelstange im Vorraum vor der Uhr im Turm auf einem Fensterbrett. Sie war aus Gusseisen und noch im Originalzustand, hatte ungefähr 30cm Durchmesser und eine durchgehend rechteckige Öffnung für die Pendelstange.



Das Räderwerk wurde 1983 von Herrn Sauerwald etwas hergerichtet, wobei leider auch die hölzernen Walzen mit Silberbronze gestrichen wurden. Man muß entgegen aller Kritik aber bemerken, daß durch diese Herrichtung das Werk vielleicht vor der Verschrottung, auf jeden Fall aber vor weiterem Rost bewahrt wurde. Das schön geschmiedete Werk mit drei Seilrollen ist heute noch im  Kirchenschiff in einer Glasvitrine ausgestellt, dahinter steht das alte hölzerne Zifferblatt an die Wand gelehnt. Scheinbar fehlt am Werk die Aufhängung für das Pendel. Vergleichbare Uhren haben dafür einen längs auf dem Werk montierten schmiedeeisernen Träger. Er könnte mit der noch vorhandenen Flügelmutter befestigt gewesen sein und wurde auf jeden Fall auch erst 1850 nachgerüstet.

Durch die Renovierungsarbeiten an der Kirche sind dann leider einige Einzelteile des Pendels abhanden gekommen. Dem persönlichen Einsatz von Herrn Uwe Bahr ist es aber zu verdanken, daß das Pendel doch noch in der Kirche aufgehängt worden ist, was wegen seiner Länge nicht ganz einfach war. Ich habe nach unserer Besichtigung das Pendel in seiner ursprünglichen Zusammenstellung skizziert, wobei sich ursprünglich zwischen Linse und Reguliermutter sicher ein Auflagestück befunden hat. Aus den Zähnezahlen des Werkes kann man sich die Pendellänge herleiten.






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